Blog der Dreikönigsaktion

Kenia – Hinter den Zahlen stehen Menschen.

2020 ist kein gutes Jahr für die Samburu. Im Norden Kenias ist das Leben generell hart. Die Auswirkungen des Klimawandels werden mit jedem Jahr spürbarer. Seit dem Jahreswechsel fallen immer wieder – auch eine Folge der sich ändernden klimatischen Bedingungen – riesige Heuschreckenschwärme ein – und verwüsten ganze Landstriche. Mit dem Lockdown im März hat sich die Situation dramatisch verschärft. Die Menschen haben kaum mehr Möglichkeiten einkaufen zu gehen. Aus der Hauptstadt erreichen kaum mehr Lebensmittel die entlegene Region.

So verschärft sich auch die ohnehin schwierige Situation von Kindern. Um zu zeigen, dass auch in den Gegenden unseres Planeten, in denen keine Medien hinblicken, wo die Menschen bestenfalls in Statistiken aufscheinen, hinter jeder Zahl ein Mensch mit seiner Geschichte, seinen Wünschen und seinen Träumen steht, haben unsere Projektpartner, die Yarumal Missionare, kurze Videos von Kindern gemacht, die in den Schulen und Einrichtungen des Ordens betreut werden.

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COVID 19: Die größte Herausforderung ist der Hunger

Einblicke in die Coronakrise weltweit – Projektereferent/innen der Dreikönigsaktion geben einen Überblick über die Auswirkungen der aktuellen Krise. von Katharina Kaineder

Durch die aktuelle Coronakrise hat sich die Situation vieler Menschen im Globalen Süden drastisch verändert und mit ihr auch die Arbeit der Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion. In vielen Ländern ist die größte Herausforderung mitunter nicht das Coronavirus, sondern die Suche nach ausreichend Lebensmitteln, um zu überleben. Im Beitrag erzählen Eva Wallensteiner, Clemens Koblbauer und Maria Pawelka von den aktuellen Herausforderungen in den Projektländern der Dreikönigsaktion und den Auswirkungen auf die Partnerorganisationen.

„Nebenwirkungen“ des Virus: von einem Tag auf den anderen auf Lebensmittelpakete angewiesen. Foto: Sewa Kendra Silchar

Indien. In Indien leben 1,3 Milliarden Menschen, die sich am 24. März sehr plötzlich mit einem der strengsten Lockdowns der Welt konfrontiert sahen, ohne Plan, ohne abfedernde Maßnahmen. Geschäfte, Schulen und Firmen wurde geschlossen und es fuhren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Busse und Züge wurden eingestellt, selbst die Ernte durfte nicht eingefahren werden. Wie in vielen Ländern dieser Welt lautete das Credo: zuhause bleiben. Doch in Indien sind diese Anordnungen insbesondere für rund 40 Millionen Wanderarbeiter/innen, die sich als Tagelöhner/innen ihr Brot verdienen und in einen anderen Bundesstaat als den eigenen emigriert sind, ein schwieriges Unterfangen. Zum einen wurden sie von einem Tag auf den anderen arbeitslos – ohne Reserven bedeutet dies nicht genügend Lebensmittel zur Verfügung zu haben; zum anderen konnten sie nicht mehr nach Hause fahren. Die Regierung reagiert auf die Hungernöte der Menschen mit Hilfspaketen. Um diese zu erhalten, braucht man einerseits eine staatliche Registrierung, dass man unter der Armutsgrenze lebt, andererseits bekommt man nur Unterstützung im eigenen Heimatbezirk. Daher sind migrantische Arbeiter/innen besonders von der Krise betroffen. Aus der Not heraus gingen viele hunderte Kilometer zu Fuß nach Hause, manche von ihnen verhungerten am Weg. Seit einiger Zeit werden Maßnahmen gelockert und es fahren wieder Züge, die sie nach Hause bringen. Laut Centre for Monitoring the Indian Economy waren in Indien im April insgesamt 120 Millionen Menschen arbeitslos, das sind 27,1% der Bevölkerung. Hinzu kommt die Heuschreckenplage, die manche Regionen Indiens erreichte. Die aktuelle Situation erlaubt es den Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion nicht mehr ihre Arbeit wie bisher fortzuführen und direkt im Kontakt mit Menschen zu treten. Schulen sind, je nach Region, weiterhin geschlossen, Workshops, Schulungen und Besuche nicht möglich. Die Partnerorganisationen reagierten aber schnell auf die veränderten Umstände und leisten Corona-Soforthilfe: “Sie verteilen nun unter den vorherrschenden Schutzmaßnahmen in erster Linie Lebensmittel für notleidende Menschen”, erzählt Eva Wallensteiner, Projektreferentin der Dreikönigsaktion für Nord- und Nordostindien und fordert neue Lösungsansätze der Regierung: “Indien sollte nicht das Konzept, das jetzt in China oder Europa vielleicht fruchtet, eins zu eins umsetzen, sondern hier sehr schnell neue Wege finden. Es ist ein Land, das ständig mit Krisen zu kämpfen hat und die Menschen haben ein sehr hohes Maß an Kreativität, Flexibilität und Potenzial hier Veränderungen herbeizuführen.”

Nicaragua. Das zentralamerikanische Land Nicaragua geht im Umgang mit dem Coronavirus einen Weg, der sonst vor allem aus Brasilien bekannt ist: das Coronavirus kleinreden und aussitzen. Entgegen der Empfehlungen der WHO setzt die Regierung keine Maßnahmen und es fehlt an einer offenen und transparenten Kommunikation ihrerseits: öffentliche Schulen und Geschäfte hatten durchgehend geöffnet und Partys, Fußballspiele oder Märkte sind nach wie vor erlaubt. Vernünftige Stimmen in der Bevölkerung versuchen entgegen der Meinung des Präsidenten Ortegas die allseits bekannten Maßnahmen gegen das Virus umzusetzen – Abstand halten, zuhause bleiben. Nicaragua befindet sich allerdings nicht nur aufgrund der Coronakrise in einer heiklen Situation. “Im April 2018 kam es zu einer Demonstration von Studierenden und Jugendlichen gegen die Änderung im Pensionsversicherungssystem, die von Anhängern der Regierung brutal niedergeschlagen wurde. Daraufhin gab es mehrere Protestwellen mit Straßensperren der Zivilgesellschaft und Demonstrationen.”, erklärt Clemens Koblbauer, Projektreferent der Dreikönigsaktion für Nicaragua. Die Bevölkerung forderte Neuwahlen, den Rücktritt von Daniel Ortega und seiner Frau Rosario Murillo. Ortega lehnte diese Forderung ab, ließ die Straßensperren mit Gewalt auflösen und begann die Zivilgesellschaft zu verfolgen. Auch die Projektorganisationen der Dreikönigsaktion stehen seither unter starker Kontrolle von Seiten der Regierung. „Die Herausforderungen in Nicaragua liegen vor allem darin, dass die Zivilgesellschaft durch die sozialpolitische Krise der letzten zwei Jahre gespalten ist und dass sie sich mit sehr schwierigen Lebensbedingungen wie Ernteausfällen aufgrund des Klimawandels, Kriminalität und Armut auseinandersetzen müssen. Hinzu kommt nun die Coronakrise, die eine Regierung benötigen würde, die sich für die Bevölkerung einsetzt.“ so Clemens Koblbauer.

Kenia. In den Slums von Nairobi leben rund zwei Millionen Menschen auf engstem Raum ohne fließendes Wasser. Abstand halten und regelmäßig die Hände waschen ist dort unmöglich. Seit April haben viele Menschen ihre Arbeit verloren und kämpfen ums Überleben. „Die Krise zeigt deutlich, dass die Ungleichheit, die ohnehin schon groß ist, sich nochmal verschärft. So werden bereits existierende Probleme wie Korruption oder die schlechte Gesundheitsversorgung sichtbar.“, so Maria Pawelka, Projektreferentin der Dreikönigsaktion für Kenia. Die Regierung hat im März schnell ähnliche Maßnahmen wie Österreich getroffen, mit Einreisestopps und einem Lockdown. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen, die Mobilität eingeschränkt. Für viele Tagelöhner/innen ist die Situation seither aber besonders prekär. Da die großen Märkte geschlossen haben, versuchen sie auf kleinen Marktständen Waren zu verkaufen. Die Menschen in den Slums leiden unter Hunger, es fehlt ihnen an sanitären Einrichtungen und nun auch an Arbeit. Die Maßnahmen der Regierung werden unter anderem mit Polizeigewalt durchgesetzt. Die Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion haben aufgrund der aktuellen Situation ihre Arbeitsbereiche umgestellt und verteilen in erster Linie Nahrungsmittelpakete, Desinfektionsmittel und Masken, die sie zum Teil auch selbst herstellen. „Einige Partnerprojekte betreiben normalerweise berufsbildende Schulen mit Schneidereien. Durch die Herstellung und dem Verkauf von Masken können sie zumindest das Einkommen für ein paar Menschen sichern.“, erzählt Maria Pawelka.

Die Coronakrise zeigt deutlich die ungleichen Voraussetzungen in der Welt. Während es in Europa im Schnitt 4000 Intensiv-Betten pro eine Million Einwohner gibt, gibt es für die gleiche Zahl Menschen in Afrika fünf. In vielen Ländern des globalen Südens folgt auf den Kampf gegen die Corona-Pandemie ein neuer, alter Kampf: der gegen den Hunger und die ungleichen Voraussetzungen in der Welt. Dabei kann auch Österreich seinen Beitrag leisten.

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Brasilien: Kirchen fordern Amtsenthebung von Präsident Bolsonaro


Alarmierende Arbeitslosigkeit und Hunger: Pandemie verschärft bestehende Konflikte und Ungerechtigkeiten.

Ende April 2020 hat die katholische Bischofskonferenz Brasiliens zusammen mit der Leitung der orthodoxen, angelikanischen, presbyterianischen und lutherischen Kirche sowie Laienorganisationen ein Statement zur aktuellen politischen Situation, vor allem auch in Zeiten der Covid 19-Pandemie, veröffentlicht. Unser Partnerorganisation Iglesias y minería hat uns gebeten, dieser sehr deutlichen Stellungnahme, die den Rücktritt bzw. die Absetzung des Präsidenten fordert, internationale Aufmerksamkeit zu geben. Die Kirchenführungen sehen die Demokratie des Landes bedroht und die sozioökonomische Krise des Landes verschärft. In Österreich erklärte „Weltkirche-Bischof“ Werner Freistetter seine Verbundenheit mit den brasilianischen Christinnen und Christen.

Der Nationalrat der christlichen Kirchen Brasiliens (CONIC) und die kirchliche Kommission „Iustitia et Pax“ werfen dem Staatschef in einer gemeinsam veröffentlichten Erklärung völlig unverantwortliches Handeln in der vom Coronavirus ausgelösten aktuellen „beispiellosen Krise“ vor. Anstatt das Land im Kampf gegen die Krankheit zu vereinen und anzuführen, „predige“ Bolsonaro den Konflikt, setze auf Desinformation und leugne den wissenschaftlichen Wert von Gesundheitsbehörden empfohlener Maßnahmen, so die Vertreter mehrerer christlicher Kirchen, darunter Katholiken, Lutheraner, Orthodoxe und Anglikaner, in dem auf der CONIC-Website abrufbaren Schreiben. 
 
Kritisch verweisen die Kirchenvertreter auf die „ständige Opposition“ Bolsonaros gegen von Gouverneuren und Bürgermeistern gesetzte Schritte zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Virus. Auch habe der Präsident sein Veto gegen ein Gesetz zur Nothilfe für Bedürftige eingelegt. Demokratische Institutionen und Zivilgesellschaft müssten sich nun klar positionieren und zur Verteidigung der Demokratie rasch handeln, heißt es in dem Aufruf, in dem auf die verschiedenen verfassungsmäßigen Möglichkeiten zur Abberufung eines Staatspräsidenten Bezug genommen wird. 
 
Als zentralen juristischen Hebel für eine Amtsenthebung nennen die Kirchenvertreter eine Demonstration in Brasilia, bei der zuletzt ein Militärputsch sowie die Schließung des Kongresses und des Obersten Gerichts gefordert wurden. Präsident Bolsonaro hatte selbst an der Demonstration teilgenommen. In der Causa ermittelt bereits das Oberste Gericht, das wissen will, wer die Demonstrationen organisiert hat. Brasilianische Medien sehen hier die Söhne Bolsonaros verantwortlich, von denen einer auch Abgeordneter im Bundesparlament ist.

„Alarmierende“ Arbeitslosigkeit und Hunger

Brasilien hat bereits mehr als 7.000 Corona-Todesopfer, Tendenz rasant steigend. Vor wenigen Tagen entließ Bolsonaro den moderaten Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta, weil dieser sich für Ausgangsbeschränkungen einsetzte. Im politischen Chaos trat zuletzt auch Justizminister Sergio Moro unter schweren Anschuldigungen gegen Bolsonaro zurück. Der Präsident versuche, Ermittlungen gegen sich und seine Söhne zu stoppen, so Moros Vorwurf, den Bolsonaro freilich zurückweist. Zuvor hatte der Präsident den Leiter der brasilianischen Bundespolizei entlassen, der aber dem Justizministerium untersteht. 
 
Die christlichen Kirchen warnten derweil in ihrer gemeinsamen Erklärung vor der sozioökonomischen Krise, die sich durch die Pandemie weiter vertiefe. Arbeitslosigkeit und Hunger in Brasilien würden sich auf alarmierende Weise verschlimmern. Die Priorität der Regierung Bolsonaro jedoch liege bei Banken und Großunternehmern, so die Kritiker.

Bischof Freistetter: Sorge ist groß

In Österreich erklärte „Weltkirche-Bischof“ Werner Freistetter am Montag seine Verbundenheit mit den brasilianischen Christinnen und Christen, „die sich tagtäglich für Demokratie, Menschenrechte und Klimaschutz einsetzen“. „Die Sorge ist verständlicherweise groß, dass die Pandemie genutzt wird, die ökonomische Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auf Kosten der Menschen und der Biodiversität voranzutreiben und den eigenen Machtspielraum auszuweiten“, so der Militärbischof, der u.a. zuständiger Referatsbischof für die Koordinierungsstelle für Mission und Entwicklung (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz ist. 
 
Die Corona-Pandemie verschärfe in aller Welt bestehende Konflikte und Ungerechtigkeiten, äußerte sich KOO-Geschäftsführerin Anja Appel: „Umso wichtiger ist es, dass sich die Kirchen für eine starke Demokratie und die Sorge für die Benachteiligten in der Gesellschaft einsetzen, gerade auch in Brasilien, von wo uns regelmäßig über Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutungsvorgänge berichtet wird.“ 
 
In Brasilien gab mit Stand 4.5.2020 über 100.000 Coronavirus-Erkrankungen und bereits über 7.000 Todesopfer, womit das größte Land Lateinamerikas auch das in absoluten Zahlen am meisten von der Krise betroffene ist. Dadurch ist auch die Arbeit der zahlreichen Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion in Brasilien stark betroffen. 

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Indien: Ostern im Shutdown

Mit Ostern ist das so eine Sache. Wenn man glaubt, Auferstehung lässt sich ganz einfach so von einem Virus verhindern, dann hat man sich gründlich getäuscht. Manchmal ereignen sich gerade in Krisenzeiten besondere Osterwunder.

Zwei Projektpartner/innen, Father Cesar Henry und Sr. Smita Parmar, berichten aus zwei sehr unterschiedlichen Regionen Indiens: Assam, wo unzählige Teegärten den berühmten starken Schwarztee erzeugen und Bihar, einer der wohl ärmsten Bundesstaaten Indiens, wo Selbstjustiz und Ausbeutung an der Tagesordnung stehen.  

Aschermittwoch 

Zu Beginn der Fastenzeit, am Aschermittwoch, hat unsere Jugendgruppe begonnen jeden Tag, wenn ihre Mütter Reis gekocht haben, eine Handvoll zur Seite zu nehmen. Die Idee war den gesammelten Reis nach Ostern an die Armen zu verteilen. Jedes Kind hat über 3kg Reis gesammelt. Dabei leiden die Familien der Jugendgruppe selbst bittere Armut und haben sich den Reis im wahrsten Sinne des Wortes vom Mund absparen müssen.  Aber sie waren nicht von der Idee abzubringen. Als hätten sie geahnt was kommt. Nach dem Shut Down hat der Hunger nicht lange auf sich warten lassen. Wir haben jedes Reiskorn für bedürftige Familien gut gebrauchen können. Für unsere Jugendgruppe war es ein wunderschönes Erlebnis für andere da sein zu können, sie haben gelernt, dass auch wenn man wenig hat, Teilen etwas wunderbar Bereicherndes ist.  

Palmsonntag 

Zu Beginn der Karwoche fuhren wir in ein kleines Dorf um Lebensmittel an die Adivasi, die Indigene Indiens zu verteilen. Die Adivasi werden nach wie vor diskriminiert und zählen zu den ärmsten Bevölkerungsruppen Indiens. 90 Prozent der Adivasi leben unterhalb der Armutsgrenze. Als wir ankamen und ich die vielen Familien sah bemerkte ich, dass ein Großteil von ihnen keine Adivasi waren. Ich wurde zornig und schalt sie, sie sollen weggehen, der Reis und die Linsen sind nicht für sie gedacht, sondern für die Ärmsten der Armen. Da kam eine alte Frau auf mich zu und sagte zu mir: “Pater, wir sind arm, aber wir sind es gewohnt mit wenig auszukommen. Diese Menschen hatten noch vor wenigen Wochen mehr als  genug zu essen. Sie wissen nicht, wie man mit dem Hunger umgeht. Deshalb brauchen sie die Lebensmittel dringender als wir. Lass uns geben, wie uns Jesus gelehrt hat zu geben. Ich predige seit vielen Jahren das Evangelium von der Kanzel, sie leben Nächstenliebe.   

Father Cesar 

Gründonnerstag 

Aufgrund des Shut Down durften wir keine Messe feiern. Eine der schönsten christlichen Bräuche, die Fußwaschung wollten wir aber auf keinen Fall auslassen. Wir haben Straßen- und Latrinenreinigerinnen eingeladen. Sie sind die unterste Schicht der Unberührbaren, eine besonders geringgeschätzte Gruppe von Dalits, die die Toiletten händisch reinigen müssen. Meist haben sie keine Schutzkleidung. Ihre Aufgabe gilt als der Niedrigste unter den niedrigen Berufen. Jede der Frauen, der wir die Füße gewaschen haben ist in Tränen ausgebrochen. “Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass mir Wärme und Wertschätzung entgegengebracht wird”, hat eine von ihnen gesagt. Uns Schwestern war es eine Ehre ihnen diesen Dienst erweisen zu dürfen. Dieser Gründonnerstag wird uns ewig in Erinnerung bleiben.  

Karfreitag 

Zeitig in der Früh klopfte eine Frau mit einem weinenden Kind an unsere Tür. Fünf Monate war das Baby alt und es sah schwach und krank aus. Sie hat schon an vielen Türen, um etwas zu essen und Einlass gebeten, aber die Menschen haben ihr aus Angst die Regeln des Shut down zu verletzen nicht aufgemacht und sie abgewiesen. Als wir die Tür öffneten, verstummte das Kind und begann zu lächeln. Es war wie ein Zeichen, dass es gespürt hat, dass seine Mutter jetzt die richtige Tür gefunden hat. Wir baten die kleine Familie herein und gaben ihr zu essen und zu trinken. Die Frau hat vier andere Kinder, ihr Mann arbeitet auswärts und kann wegen der Ausgangssperren nicht zu ihr kommen, und ihr auch kein Geld mehr schicken, weil er keine Arbeit mehr hat. Wir haben sie mit dem Notwendigsten für ein paar Tage versorgt. Sie weiß jetzt, unsere Tür steht Menschen in Not immer offen. Ein Weihnachtserlebnis zu Karfreitag. Was für ein Osterfest.  

Ostersonntag 

Ich wurde durch ein wildes Hämmern an unserem Eingangstor und lautem Geschrei geweckt: “Ehrwürdige Schwester, mach mir auf!” Ich kannte die Frau schon länger. Immer wieder wurde sie von ihrem Mann geschlagen. Ich habe ihr immer wieder Geschichten von starken Frauen erzählt, die ihre gewalttätigen Männer verlassen haben und ihr Leben von dem Moment an in die eigene Hand genommen haben. Und jetzt stand sie da am Ostermorgen mit ihren beiden Söhnen an der Hand vor meiner Haustür. Ich dankte dem Herrn, dass ich Zeugin dieser Auferstehung sein durfte.  

Ich habe diese Ostern gelernt, dass wir keine Moscheen, keine Tempel und keine Kirchen brauchen. Wir können in unseren Herzen viel heiligere Orte errichten und die Kraft des Glaubens und der Hoffnung spüren. Frohe Ostern euch allen.  

Sr. Smita Parmar MMS 

Philippinen: Agrarökologie, um der Corona-Krise zu begegnen

Delia und Teodulo Badillo. Foto: Agro-Eco/Fastenopfer

Die Bäuerin Delia Badillo und ihr Mann Teodulo haben auf der philippinischen Insel Mindanao, in Molave, Zamboanga Del Sur, einen eigenen Hof. Gerade in Zeiten von Corona ist die Selbstversorgung der Familie mit agrarökologischen Methoden aus verschiedenen Gründen von zentraler Bedeutung.

Die Warenbewegungen im Land sind drastisch eingeschränkt worden aufgrund der von der Regierung verhängten Sperre. In den Städten ist die Versorgung mit Lebensmitteln bereits jetzt vielerorts alarmierend. Es wird befürchtet, dass sich die Nahrungsmittelkrise in den kommenden Monaten noch verschärfen wird, wenn die Sperre wahrscheinlich verlängert wird und die Situation weiterhin außergewöhnlich bleibt.

Menschen wie die Badillos haben nun mehr Möglichkeiten als andere: „Es geht uns hier gut, trotz der von der Regierung durchgeführten Sperre. Unser Bauernhof versorgt uns mit allem Nötigen“, sagt Delia Badillo. Sie und ihr Mann Teodulo – oder „Dokdok“, wie er überall genannt wird – bewirtschaften ihre Felder mit agrarökologischen Methoden. Ständig führen sie Innovationen auf dem Bauernhof durch, passen ihr Saatgut an. Auch teilen sie ihr Wissen uneigennützig mit den Bäuerinnen und Bauern in der Region der Halbinsel Zamboanga und in mehreren Teilen Mindanaos.

Diversität zahlt sich aus

Auf ihrem ein Hektar großen Bauernhof pflanzen sie Reis, Gemüse, Obstbäume und Kräuter an und ziehen Ziegen, einheimische Hühner und Enten auf. Begleitet werden sie dabei vom landwirtschaftlichen Know-How unserer Partnerorganisation Agro-Eco. Für ihr Engagement wurde die Organisation bereits mit einem internationalen Agrarökologie-Preis ausgezeichnet. Mit der agrarökologischen Anbaumethode versorgt sich die Familie Barillo ganzjährig mit nahrhaftem Essen, mit Medikamenten, natürlichen Düngemitteln. Dass sie auf viele verschiedene Nahrungsmittel setzen, garantiert ihnen zudem ein regelmäßiges Einkommen und sogar einen größeren Ertrag, als wenn sie nur Reis angepflanzt hätten.

Delia Badillo bekräftigt: „Agrarökologie macht unsere Familie flexibler, um mit einer solchen Situation fertig zu werden. Die diversifizierten Anbaumethoden sind ein wesentliches Element für den Fortbestand der Bäuerinnen und Bauern und der lokalen Wirtschaft.“

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Text: Geonathan Barro von der philippinischen Partnerorganisation Agro-Eco. Agro-Eco ist auch Projektparnter unser Schweizer Schwesterorganisation Fastenopfer.

Brasilien: „Zuerst fühlt es sich an wie Ferien…“

Sport und Zirkus bei SER schaffen Selbstbewusstsein und motivieren für die Zukunft. Foto: Kopp

„…, jetzt aber wird es immer schwieriger. Wir sind alle immer daheim, das führt zu Konflikten. Ich kann nicht mehr zum Zirkus, verliere meine Kondition und die Technik für die Akrobatik und ich vermisse die Freunde. Die Angst geht um, wir haben zu wenig Geld um über die Runden zu kommen und es ist jetzt unmöglich Geld zu verdienen. Wie lange werden wir das durchhalten?“
Jugendlicher, 18 Jahre, Teilnehmer des Zirkusprojektes von SER in Sao Joao do Meriti, Rio de Janeiro. 

Die Nichtregierungsorganisation SER (Se Essa Rua Fosse Minha) arbeitet in Rio und seinen Favelas mit besonders gefährdeten Kindern und Jugendlichen. Vor allem das Zirkusprojekt in Sao Joao do Meriti bietet vielen jungen Menschen Halt, Sicherheit, sinnvolle Freizeitgestaltung und vor allem Sicherheit. Nun musste aufgrund der Pandemie auch das Zirkuszelt geschlossen werden.  

Die Kinder und Jugendlichen in dieser Situation sich selbst zu überlassen wäre fatal. Deshalb bietet SER „Kino zuhause“ mit anschließender Diskussion, Lesekreise, Heimtrainingsprogramme, Spiele, eine Onlinekampagne #Ficaemcasa (Bleib zu Hause) an und führt eine Solidaritätskampagne durch, um die bedürftigsten Familien zu unterstützen.  

Im Bundesstaat Rio wurden  über 5.500 Corona-Infizierte gezählt, 224 Menschen sind bisher im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. In ganz Brasilien sind mittlerweile mehr als 3.000 Menschen mit oder an COVID-19 gestorben, rund 45.000 erkrankt. Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Brasilien haben die Behörden den Notstand über den Bundesstaat Rio de Janeiro sowie die Metropole São Paulo verhängt. Damit traten eine Reihe von Maßnahmen in Kraft, darunter die Schließung berühmter Touristenattraktionen wie etwa der Zuckerhut und die Christus-Statue in Rio de Janeiro sowie Beschränkungen für Restaurants und den öffentlichen Verkehr. Mittlerweile ist selbst der Gouverneur Rios Witzel an COVID19 erkrankt. 

Mehr Infos für Portugiesischsprechende gibts auf SERs Homepage.

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Indien: Globalisierte Nächstenliebe

So schauen die „Carepakete“ unserer Partner/innen vor Ort in Assam, Indien aus.

Baghchung/Indien: In Zeiten von COVID-19 für andere da zu sein erfordert Spontanität, Kreativität und manchmal auch eine gehörige Portion Globalisierung: Unser Vorort-Team im „DKA/KFB Support Office“ – eine gemeinsame Einrichtung der Katholischen Frauenbewegung (kfb) und der Dreikönigsaktion (DKA) – leistet auch Corona-Soforthilfe. Dies ist für alle eine komplett neue Situation da unser Team eigentlich unsere Partnerorganisationen bisher „nur“ in der Koordination ihrer Arbeit mit Trainings, Projektbesuchen etc. unterstützt, also nicht direkt Hilfsprojekte durchführt.

Noch dazu ist das Team – aufgrund des Lockdowns –  über die ganze Welt verstreut. Eine Mitarbeiterin, Zabi sitzt immer noch in Shillong fest (Ausgangssperre) und kann voraussichtlich bis Anfang Mai nicht zurück nach Assam. Fr. Jerry Thomas SDB, der Direktor von Bosco Institute und der Mentor unseres Vorort-Teams kann das Generalat der Salesianer in Turin in Italien nicht verlassen. 

Doch die Arbeit geht weiter – koordiniert von Zabi aus Shillong (Meghalaya), Fr. Jerry und der Indienreferentin der Dreikönigsaktion Eva Wallensteiner in Europa – genauer gesagt aus dem Homeoffice in Wien Ottakring – per WhatsApp und Handy. Vor Ort koordiniert unser erfahrener Kollege Eddy Kujur den Einsatz. Die Mitarbeiter/innen des Support Office verteilen gemeinsam mit Freiwilligen des Sozialarbeiter/innen-Colleges (Bosco Institute) und mit einer sehr erfahrenen NGO Lebensmittel. Diese Pandemie erlaubt keiner/m Sozialarbeiter/in, einfach nur zuhause zu sitzen, wenn Hunger und die zu rasch umgesetzte und wenig geplante Ausgangssperre nicht einmal die Ernten einzufahren zulässt. 

Den Menschen fehlt das Notwendigste: Essen, Medizin, sauberes Trinkwasser. Eddy Kujur ist ausgebildeter Sozialarbeiter und seine Helfer/innen vor Ort haben nach genauer Datenerhebung die bedürftigsten Menschen ausgewählt. Mit der Genehmigung der Regierung können sie die Menschen aufsuchen und unterstützen. Sie arbeiten derzeit gleich ums Eck unseres Büros in Baghchung. Idyllisch umrahmt von Teegärten ist es zugleich auch ein Ortsteil  mit vielen Muslim/innen, die aufgrund von Vorurteilen und Verschwörungstheorien (illegale Migration, Fremde die das Virus einschleppen – „Corona-Jihad“,…)  gerade jetzt gerne übersehen werden – z.B. wenn es darum geht, Hilfslieferungen zu empfangen.

Rund um die Welt schnüren die Parteiorganisationen der Dreikönigsaktion Soforthilfepakete für Familien. 

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Hier noch einige Fotos von der wichtigen Arbeit unserer Kolleg/innen in Indien:

Nairobi und COVID-19

Der Corona-Virus ist in Kenia angekommen. Die Zahlen sind noch sehr gering – aber alle wissen, sie werden rapid steigen. Eine dramatische Entwicklung zeichnet sich ab. Das kenianische Gesundheitssystem ist nicht in der Lage, eine große Anzahl von Fällen zu bewältigen. Schon wenige hundert Intensivpatient/innen würden nur schwer betreut werden können. Aber die Menschen fürchten nicht nur die Ansteckung, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise könnten ebenfalls sehr viele Menschenleben kosten.  

Im Mukuru-Slum in Nairobi müssen viele Menschen täglich einen Überlebenskampf führen. Das Team von MPC (Mukuru Promotion Centre) leistet „Hilfe zur Selbsthilfe“, welche die Lebenssituation der Menschen nachhaltig verbessert. Im vergangenen Winter war das MPC „Beispielprojekt“ der Sternsingeraktion. Von Sr. Mary Killeen, der Leiterin der Einrichtung, erreicht uns ein Mail und erzählt von den ersten Tagen von COVID-19 in Nairobi: 

Unsere Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt wollen wissen wie es uns im Mukuru Slum mit der Corona Krise geht. Die Maßnahmen und Empfehlungen des Gesundheitsministerium und der Regierung unterscheiden sich nicht von jenen in den anderen Teilen dieser Erde: Wasch deine Hände regelmäßig und gründlich, Social Distancing – wir sollen zwei Meter voneinander Abstand halten und – Homeoffice – von zu Hause aus arbeiten. Gleiches Virus – gleiche Regeln. Nur: Das Leben im Mukuru-Slum unterscheidet sich gewaltig vom Leben in anderen Teilen unserer Welt.  

Regelmäßig gründlich Hände waschen? Die Menschen im Mukuru Slum können sich das Wasser nicht leisten, um sich regelmäßig die Hände zu waschen.  

Social Distancing? In Wien, der am dichtest besiedelten Region Österreichs leben rund 4.500 Menschen pro km², im Mukuru Slum kommen auf einen km² über 83.000 Menschen.  In einer der Abertausenden für die Slums von Nairobi so typischen Wellblechhütten – die meisten von ihnen messen nicht einmal 10m² leben im Durchschnitt zwischen 5 bis 10 Menschen. Wie willst du da den so wichtigen Abstand wahren, der die Ansteckungsgefahr minimiert? 

Homeoffice? Die Menschen hier haben keine regulären Jobs. Sie haben kleine Straßenläden, verrichten Dienstleistungen, produzieren und verkaufen direkt auf der Straße. Können sie diesen Beschäftigungen nicht nachgehen – so wie jetzt zur Zeit des Lockdown – haben sie kein Einkommen. Haben sie kein Einkommen gibt’s nichts zu essen. Das Gleiche gilt für die Kinder. Ein Grund warum viele von ihnen regelmäßig die Schule besuchen ist, weil sie dort etwas zu essen bekommen. Sind die Schulen – wie jetzt geschlossen – fällt für viele die einzige warme Mahlzeit am Tag aus.  

Also haben wir mit Essensausgaben begonnen. Obwohl die Schulen geschlossen sind, haben wir unseren SchülerInnen und ihren Eltern ein warmes Mahl zubereitet. Als andere Menschen gesehen haben, dass gegen 13.00 Uhr Viele mit leeren Essensbehältern in Richtung Schule gingen, haben sie unser Gelände fast gestürmt. Die Polizei musste Tränengas einsetzen, um die Lage zu beruhigen. Die Lage hier droht zu eskalieren noch bevor die Pandemie wirklich ausgebrochen ist.  

Ein weiterer Umstand, der die Opferzahlen der Pandemie stark in die Höhe schnellen lassen könnte, ist die schlechte Verfassung vieler Slumbewohner/innen. In unserer Klinik sehen wir immer öfter, dass die Menschen unter den Auswirkungen von Mangelernährung mehr leiden, als an den Krankheiten, wegen denen sie zu uns kommen.  

Wir haben deswegen bei MPC jetzt begonnen „Immunsystem Booster Packages“ zusammenzustellen und zu verteilen. Ein Paket im Wert von 10 Euro enthält: 3 Orangen, 1 kg Maismehl, Wasser, Desinfektionsmittel und Seife. Wir sind uns bewusst, dass wie damit den Virus nicht stoppen können. Aber es ist das Einzige was wir tun können.  

Wir halten euch auf dem Laufenden.  

Sr. Mary Killeen 

PS In unserer Lehr-Tischlerei haben wir begonnen Särge herzustellen. Wenn sich das Virus ähnlich wie in Italien und Spanien ausbreitet, werden wir sie bitter benötigen um die Menschen wenigstens in Würde beerdigen zu können. 

Rund um die Welt schnüren die Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion Soforthilfepakete für Familien. 

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Brasilien: COVID-19 und andere Gefahren



Während der der Kampf gegen COVID-19 in Brasilien skurrile Formen annimmt – Ein Gericht in Rio hat es der Regierung untersagt, Empfehlungen gegen Ausgangsbeschränkungen aufgrund des Coronavirus zu verbreiten, die Richter ordneten die Einstellung der Regierungskampagne „Brasilien darf nicht stillstehen“ an – berichten unsere Projektpartner/innen, dass wieder einmal die Indigenen Völker besonders gefährdet sind.

Mittlerweile zeigt sich jedoch sogar der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ungewohnt mitfühlend. «Das Virus ist eine Realität. Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen unserer Generation.» sagte er bei einer TV-Ansprache am Dienstagabend (31. 3.). Zuvor hatte er wochenlang die Gefahr durch das Coronavirus kleingeredet und Gouverneure, die härtere Maßnahmen einführten, übel beschimpft. Die Zahl der Infektionen in Brasilien hat sich innerhalb von einer Woche auf 5700 mehr als verdreifacht (bisher 200 Tote).

Adriana Huber, eine langjährige Mitarbeiterin unserer Partnerorganisation CIMI schreibt: „Wie wohl jetzt an vielen Orten, ist auch in Manaus und in Boa Vista und immer öfter auch im Hinterland Amazoniens alles geschlossen. Als hier die ersten Corona Fälle auftauchten, waren viele noch völlig relaxt, denn es gab das Gerücht, dass das Virus tropische Temperaturen über 25 Grad nicht überlebt. Mittlerweile ist aber alles eingestellt, aller Verkehr auch auf den Flüssen. Die Grenzen zu Peru, Kolumbien und Venezuela wurden geschlossen. Es ist bekannt, dass die Immunsysteme der Indigenen Völker gegenüber Krankheiten, mit denen sie noch nicht in Berührung gekommen sind, sehr sensibel sind. Deshalb haben die Indianerorganisationen darum gebeten, alle Indigenen mögen in ihren Dörfern bleiben und niemand von außen solle die indigenen Gebiete jetzt betreten.“

Dom Roque Paloschi, Nachfolger Bischof Kräutlers als Vorsitzender von CIMI, befürchtet, dass die Regierung den Indigenen keine Unterstützung während der Coronakrise zukommen lassen wird, weil sie schon vorher völlig untätig war. Er erläutert, dass bereits im Vorjahr 22,6% aller Todesfälle bei Indigenen auf Atemwegserkrankungen zurückzuführen waren (www.cimi.org.br). Durch die Quarantäne-Maßnahmen könnte auch die Lebensmittelversorgung der entlegen lebenden Indigenen bedroht sein. Es ist zu befürchten, dass es schon in wenigen Tagen zu Engpässen kommen könnte.

Neben Corona wütet auch die Holzmafia

Während Brasilien großteils still steht, ist die Holzmafia in Amazonien weiter aktiv und beseitigt all jene, die ihre Vorhaben behindern. Gestern, am 31.3. wurde Zezico Rodrigues vom Volk der Guajajara (Maranhao) erschossen aufgefunden. Als indigener Lehrer, Schuldirektor und gewählter Vertreter des Rates der Kaziken war er eine mahnende Stimme gegen die fortschreitende Abholzung in der Region. Schon im November und Dezember 2019 wurden 4 Guajarara Indigene ermordet. Unser Projektpartner CIMI fordert gemeinsam mit Greenpeace, CTI und ISA von der Regierung und den zuständigen Instanzen den Schutz aller indigenen Territorien, alle nicht Indigenen aus den Indianergebieten zu entfernen (auch als Prävention zur Verbreitung des Coronavirus unter den Indigenen), die Verantwortlichen für den Mord zu suchen und zur Rechenschaft zu ziehen sowie sofortige Nothilfemaßnahmen im Gesundheitsbereich für freiwillig isoliert lebende indigene Völker.

Zezico Rodrigues

Filmbeitrag im NDR zu Situation Brasilien: https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/brasilien-216.html

Weitere Infos finden sich auch auf der englischsprachigen Seite des Sozio-ökologischen Instituts ISA.

„It can not be allowed to take back the human values that we have!“

Lockdown in Indien – Unser Projektpartner Bappaditya Mukherjee, von Prantakatha, Teil des Youth Collective, einer indienweit tätigen Partnerorganisation der Dreikönigsaktion erzählt in einem Mail an unsere Kollegin Eva Wallensteiner vom Alltag im Kampf gegen COVID-19 und gegen die damit einhergehende Ausgrenzung und Ächtung:

Dear Eva,
we are indeed on a learning curve and very much consciously than ever before!  

While Achintya locked herself at home for now nearing two weeks (we started much early before the Govt announced it ), I am at twenty Kms away managing my 70 up parents doing everyday household work, trying to unlearn and mitigate new challenges everyday.
On the flip side, social distancing doesn’t and should not mean ostracising! It can not be allowed to take back the human values that we have! 
Hence the trade off is, between social distancing, learning to keep us healthy to keep others around us healthy while not isolating people, isolating marginalised! 

I couldn’t stop sharing something in this regard which happened just yesterday! Yesterday morning around 10, I received SOS call from a friend in Delhi. He shared that two young  volunteers from Armenia were supposed to fly back home from Kolkata but since the whole country is under lockdown got stuck. 
The crisis is, the hotel room they were staying near airport has to close due to Govt notice,  so they want this youngsters to leave but they have nowhere to go! Arjun asked us to help. 
By the time I got these news, the whole country has gone into lockdown!  Moreover, given the paranoia this virus has generated, people who six months back used to hanker for selfies with Europeans are now ostracizing them in fear!
So no hotel, no cab, no houses, not the nearby locality wants to provide shelter to them! I was shell shocked!  Both of them are amazing youngsters,  crazy artists and loving youth!  Since 10 am I along with two colleagues started working how to a) arrange a shelter for them for next may be one month or more b) how do we arrange transport to help them reach shelter! 
To my disbelief, one after other famed NGO heads who have ambulances, human resources,  shelter homes and stays near the airport kept turning down our earnest requests. Mostly because of the fear of local backlash and their own fear around COVID19!  The funny thing is, the two young volunteers were completely healthy and had no symptoms.They have visited a Hospital to get tested and authorities said according to the current protocol of the Government they cant test them since they are completely asymptomatic! 
These two youngsters were sitting on the roadside and we kept trying to arrange for any support. In the meantime local people came to them and because of their accent it created a lot of misunderstandings and it reached a tipping point!

Thanks to one of our youth, Anitesh, who walked 3 kms to reach them, the misunderstandings got cleared.
We still tried to make the hotel manager change his mind till we arrange an alternative! But all in vain. Then by 4pm, with the help from police higher authorities,  amazing lady IPS  took personal attempts despite police being overburdened,  arranged a transport and one of our youth’s mother welcomed them to her home.

But in the process, while we could see ostracising behaviours from development sector professionals, we also got support from youth from different walks of life. That was very beautiful and touching. One young doctor even called me, offering his own car and wanted to drive them to his home.
Today we arranged for a test at the Medical College Hospital to testifying that they are fit to stay inside a home. This was needed  to help that senior woman who is keeping them with her.
Just few minutes back they called me to say thanks and that they both want to do something for our Youth organisation, Prantakatha 😀 I told them, now best thing is to stay indoor and stay healthy till this manic phase is over!

The moral of the story is social distancing should not be turned into Ostracism. It should not bring back untouchability in a different package! 
Especially when now hundreds of  migrant labourers have come back from Mumbai, UP, Delhi to their home states and we don’t know what is their COVID status! There is a high chance of surging of xenophobia that we have to remain extremely cautious of! 
Hence,  we as an organisation and as individuals have to co-learn how to do the tight rope walk between creating  a health conscious community while keeping it a connected and humane commune!
The key to that in my mind is Love! Love for self without love for others is a disaster!
As the worlds second largest populous country with such a high population density, probably India is at a critical junction of human history! If we win, may be world will also win! 
And we have to learn it and create a Melting Pot out of this!

With love, B