Im westafrikanischen Kakaosektor ist ausbeuterische Kinderarbeit weiterhin eine große Herausforderung. Daher setzt Fairtrade hier das Projekt „It Takes A Village To Protect A Child“ mit drei Kakaokooperativen aus der Elfenbeinküste um.
Entsprechend der zwei Säulen des Fairtrade-Ansatzes hat jede Kleinbauernkooperative ein Kinderarbeitskomitee gegründet und junge Erwachsene führen Umfragen in den Familien durch. Zusätzlich wird die Schul- und Weiterbildung der Kinder gefördert. Die Produzentenorganisationen setzen zum Beispiel die Fairtrade-Prämie sowie Projektgelder dafür ein, Schulen vor Ort besser auszustatten, Schulwege für die Kinder zu erleichtern oder Stipendien für Schülerinnen und Schüler zu vergeben. Fairtrade Afrika unterstützt die Organisationen bei diesen vielfältigen Aktivitäten in Zusammenarbeit mit einer ivorischen Kinderrechtsorganisation. Ziel ist es, dass in Zukunft möglichst viele Fairtrade-Kakaokooperativen in Westafrika ähnliche Projekte durchführen können.
Interview mit Owen Chourappa SJ (Director of LCHR, Legal Cell for Human Rights). LCHR ist die Partnerorganisation der Dreikönigsaktion, die sich für die Rechte der Teepflücker/innen in Assam (Indien) und gegen Kinderarbeit einsetzt.
Wie ist die aktuelle Situation zu Kinderarbeit in Assam?
Auf den Teeplantagen in
Assam hat sich die Situation von Kinderarbeit in den letzten Jahren verbessert.
Weil die Gesetze strenger geworden sind, aber auch weil wir mit anderen NGOs
gegen Kinderarbeit aufgetreten sind. Trotzdem gibt es immer noch Kinderarbeit,
die nun aber mehr versteckt ist. Zum Beispiel werden Kinder nun nicht mehr
offiziell beschäftigt, müssen aber ihren Eltern beim Teeblätter-Pflücken „helfen“,
damit diese genug zum Leben verdienen. Es wird ja pro gesammelter Menge
bezahlt. Oft werden auch die Geburtsdaten der Kinder gefälscht, damit sie legal
arbeiten können. Besonders kritisch wird es dann, wenn die Kinder nicht mehr
zur Schule gehen können.
Abgesehen von den Teeplantagen: Wo gibt es noch Kinderarbeit?
Es gibt schon noch viele Kinder, die zum Beispiel in den Hotels arbeiten, dort wo man sie nicht so sieht, in der Küche oder als Reinigungskräfte. Und auf der Straße und entlang der Zugstrecken verkaufen viele Kinder Süßigkeiten oder andere Snacks. Viele Kinder leben auch vom Betteln oder Müllsammeln oder vom Schuhe putzen. Besonders schlimm ist es, wenn sie ohne Eltern auf der Straße leben oder Drogen nehmen. Dann ist es ganz schwer, aus dem Teufelskreis auszubrechen.
Immer wieder ist zu vernehmen, dass Kinder versklavt werden. Gibt es das?
Ja, Kindersklaverei existiert und wird zunehmend zu einem großen Problem. Die Familien auf den Teeplantagen sind sehr arm. In der Not werden dann leider zu oft Kinder von Assam in das nördlich gelegene Arunachal Pradesh verkauft. Wenn sie dann dort ankommen, gibt es kein Zurück mehr, sie dienen als entrechtete Arbeitskräfte und sind im Haushalt für alles zuständig. Sehr oft kommt es vor, dass die Mädchen dann auch sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Alle wissen das, aber niemand wagt es, dagegen anzugehen. Wir setzen bei den Eltern auf den Teeplantagen an, damit Kinder nicht mehr an diese Menschenhändler verkauft werden.
Wie kann Kinderarbeit weiter verringert werden?
Der Mangel an Bewusstsein zu Kinderrechten ist ein großer Nachteil. Für uns ist es eine Notwendigkeit, dass den Eltern und den Kindern selbst klar wird, dass junge Menschen ein Recht darauf haben, gesund aufzuwachsen und sich zu entwickeln. Das ist unser großes Ziel und dafür setzen wir uns ein. Wichtig ist aber auch, den Lohn für die Teepflückerfamilien zu erhöhen, denn Armut ist ein Grund für Kinderarbeit und Kindersklaverei.
Weltweit müssen 73 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Sie setzen in Bergwerken und Steinbrüchen ihr Leben aufs Spiel, schuften auf Plantagen oder in Fabriken, nähen billige Kleidung oder knüpfen von morgens bis abends Teppiche.
Es sind vor allem Söhne und Töchter armer Eltern, die zum Arbeiten und Geldverdienen gezwungen sind, damit es für die Familien zum Überleben reicht. Ausbeuterische Kinderarbeit ist ein globales Problem: Kinder schuften auch für Produkte, die wir hier in Österreich konsumieren.
Ausbeuterische Kinderarbeit ist verboten
Dabei ist die internationale Rechtslage eindeutig: Ausbeuterische und gefährliche Kinderarbeit ist verboten. Nach der UN-Konvention über die Rechte des Kindes hat jedes Kind Anspruch darauf, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt zu werden. Kinder dürfen keine Arbeiten verrichten, die gefährlich sind oder die sie in ihrer Entwicklung schädigen, und es muss sichergestellt sein, dass sie zur Schule gehen können. Die internationale Staatengemeinschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen, dennoch stagniert der Rückgang der Zahl der arbeitenden Kinder in den letzten Jahren.
Fordern wir Politiker/innen zum Handeln auf!
Viele Regierungen haben Gesetzesvorhaben gegen ausbeuterische Kinderarbeit formuliert, doch sie werden vielfach nicht eingehalten. Nach wie vor steckt in vielen Produkten, die in Österreich erhältlich sind, für uns erst einmal unsichtbar ausbeuterische Kinderarbeit. Unternehmen haben sich lange Zeit aus der Verantwortung gestohlen, indem sie sich für ausbeuterische Kinderarbeit nicht zuständig erklärten und auf Regierungen verwiesen. Seit der UN-Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen 2011 die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verabschiedet hat, ist das nicht mehr möglich. Darin werden Unternehmen aufgefordert, die Menschenrechte zu achten und keinesfalls von Regierungsversäumnissen bei der Durchsetzung dieser Rechte zu profitieren. Ein zentraler Begriff dieser Leitlinie ist die Sorgfaltspflicht: Unternehmen müssen bei ihrer täglichen Geschäftspraxis sicherstellen, dass sie in allen Geschäftsabläufen nationale Gesetze und Menschenrechte einhalten. Doch die Realität zeigt, dass auf Freiwilligkeit beruhende Leitlinien und Empfehlungen nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Daher fordern wir unsere Politiker/innen auf, auf österreichischer und europäischer Ebene für eine gesetzlich verbindliche Verankerung von umfassenden menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten einzutreten. Somit ist sichergestellt, dass Produkte, die in Österreich erhältlich sind, frei von ausbeuterischer Kinderarbeit und anderen gravierenden Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen sind.
Weltweit müssen 73 Mio. Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Sie setzen in Bergwerken und Steinbrüchen ihr Leben aufs Spiel, schuften auf Plantagen oder in Fabriken, nähen billige Kleidung oder knüpfen von morgens bis abends Teppiche.
Auch
in Produkten, die wir hier in Österreich konsumieren, steckt – für uns erstmal
unsichtbar – ausbeuterische Kinderarbeit: Im morgendlichen Kaffee, in der Tasse
Kakao, in der Schokolade, im Wohnzimmerteppich, im Smartphone etc. Beim
täglichen Lebensmittel-Einkauf können wir auf verlässliche Gütesiegel wie
Fairtrade achten, da diese aktiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorgehen.
Doch was ist mit dem nicht-zertifizierten Löwenanteil und Produkten mit
komplizierten Lieferketten wie elektronischen Geräten?
Fordere Politiker/innen zum Handeln auf!
Um ausbeuterische Kinderarbeit aus den von uns gekauften Produkten zu verbannen, braucht es vor allem eines: Gesetze, die eine bessere Kontrolle von Herstellungsbedingungen verordnen. Daher fordern wir die verantwortlichen Politiker/innen auf, für eine gesetzlich verbindliche Verankerung von umfassenden menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten einzutreten. So kann wirkungsvoll gegen ausbeuterische Kinderarbeit und andere gravierende Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen vorgegangen werden. Ab 29. April kannst du auf www.kinderarbeitstoppen.at E-Mails an die Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat, Bundesrat und die Kandidat/innen zur Wahl ins Europäische Parlament senden.
Nach dem Giftschlamm ist nichts mehr so, wie es einmal war. Foto: MAB
„Die Menschen stehen vor dem Nichts. Viele Familien haben Opfer zu beklagen. Ihre Existenzen sind zerstört. Der Schlamm ist hochgiftig. Es wird Jahrzehnte dauern bis das Land wieder nutzbar ist, bis in den Flüssen wieder Fische leben“, Angela Kemper, Brasilienreferentin
Deine Spende hilft den Opfern des Giftschlamms
Ein umfangreiches Soforthilfepaket der Dreikönigsaktion soll jetzt rasch und unbürokratisch Hilfe für die Betroffenen bringen. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit unseren Partnerorganisationen vor Ort. Unsere Partnerorganisationen sind derzeit 24 Stunden im Einsatz, betreuen die Opfer und versorgen die Menschen mit dem Notwendigsten. Da ist zum Beispiel die MüllsammlerInneninitiative INSEA, CIMI, die Einrichtung der Kirche für die indigenen Völker oder die Bewegung der Staudammbetroffenen MAB, die mit Spendengeldern der Dreikönigsaktion vor Ort arbeiten.“, bittet Angela Kemper im Namen der Opfer um ein Zeichen der Solidarität.
Joceli Andrioli von unserer Partnerorganisation MAB (Movimento dos Antigidos por Barragens) spricht in Sachen Brumadinho von einer „angekündigten Tragödie“: „Die brasilianische Zivilgesellschaft hat immer wieder davor gewarnt, dass weitere Dämme brechen könnten, doch bei Unternehmen und Politik stießen sie auf taube Ohren. Die Gier nach Gewinnen kennt keine Grenzen.“ MAB-Mitarbeiter/innen haben bei den Aktionärsversammlungen von Vale schon seit mehreren Jahren auf die Gefahren hingewiesen, die sich aus der permanenten Kostenreduzierung des Konzerns ableiten. Diese führten zu Gefahren beim Betrieb der Minen und setzten das Leben von Arbeitern und der Bevölkerung aufs Spiel. „Man kann nicht sagen, dass der Dammbruch aus heiterem Himmel kam. Trotz aller Warnungen hat Vale nichts dafür getan, die Risiken zu beheben. Der Profit steht für Vale über den Menschenleben“, kritisiert Andrioli.
Die Schlammlawine näherte sich gestern dem Dorf am Paraopeba-Fluß, das Gefahr läuft, von der Schlammmassen begraben zu werden. Die 25 Familien fürchten um ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage.
Die Tragödie wiederholt sich
Viele erinnern sich an das Desaster von Mariana im November 2015, ebenfalls Bundesstaat Minas Gerais, als ein Rückhaltedamm einer Eisenerzmine des Bergbaukonzerns Samarco brach und eine giftige Schlammlawine zahlreiche Menschenleben forderte und ganze Dörfer unter sich begrub.
Vor wenigen Stunden hat sich in Brumadinho in der Großregion Belo Horizonte im Bundesstaat Minas Gerais, Brasilien, ein neuerlicher Bergwerksdammbruch ereignet. Der Rückhaltedamm der Eisenerzmine Córrego do Feijao, betrieben vom Bergbaukonzern Vale, ist geborsten. Er hat eine Kapazität von 1 Mio. m³ an giftigem Bergwerksschlamm. 48 Gemeinden am Paraopeba Fluss sind betroffen.
Auch mehrere Projekte der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar liegen im Einzugsgebiet der Schlammlawine. Noch ist das Ausmaß der Katastrophe nicht klar und es sind noch keine Opferzahlen bekannt. Unsere Projektpartner sind derzeit mit der Evakuierung der betroffenen Menschen beschäftigt.
Seit 2015 gab es mehrere Beschwerden darüber, dass die Rückhaltedämme der Eisenerzmine Córrego do Feijao Gefahr laufen zu brechen, dennoch wurde Ende 2018 der Erweiterung der Mine vonseiten der Behörden zugestimmt.
Rechte für Menschen, Regeln für Konzerne!
Derartige Unternehmenskatastrophen sind keine Einzelfälle und gehören quasi zum „normalen“ Unternehmensrisiko! Das muss sich ändern! Wirtschaftliche Aktivitäten müssen einem verbindlichen Menschenrechtsabkommen unterliegen!
Von 2. bis 14. Dezember fand im polnischen Katowice die 24. UN-Klimakonferenz statt. In deren Rahmen gab es auch ein fünftägiges Klimacamp mit rund 100 Jugendlichen aus 13 verschiedenen europäischen Ländern, organisiert von der „Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité“ (CIDSE), dem Dachverband der Katholischen Hilfswerke. Auch vier Österreicher/innen waren mit dabei. Ein Bericht von unserem Kollegen Daniel Ongaretto-Furxer.
Ich steige in Katowice aus dem Zug aus und nehme einen tiefen Atemzug. Der Geruch von Kohle liegt in der Luft und wird mich die nächsten vier Tage in Katowice begleiten. Kohle und der damit verbundenen erhöhten C02 Ausstoß ist ein großes Thema.Das polnische Katowice ist von 2.-14. Dezember Schauplatz der Klimakonferenz COP24. Die heurige weltweite Tagung ist wahrscheinlich eine entscheidende Konferenz. Hier sollen die Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 beschlossen werden. Wie erreichen es die einzelnen Staaten, das Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts umzusetzen?
Der Klimagipfel wird in einer Stadt ausgetragen, die traditionell zu den größten Kohleabbaugebieten Polens gehört. Sicher: Viele Untertagbauminen wurden bereits geschlossen, Katowice wendet sich mit der Ansiedlung von Hochtechnologiekonzernen dem 21. Jahrhundert zu. Trotzdem: Polen bleibt das fünftgrößte Kohleabbaugebiet der ganzen Welt, nach Deutschland, China, Russland und den USA. Die politischen Vertreter/innen machen derzeit keine Zugeständnisse, auf Kohle als Stromerzeuger zu verzichten.
In der ersten Woche sah es nicht so aus, als könnte ein Durchbruch gelingen.
Aber zu guter Letzt ist ein Regelbuch zur konkreten Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beschlossen worden. Das Regelbuch ist eine wichtige Etappe in der internationalen Klimapolitik, weil es die konkrete Umsetzung des Paris-Abkommens festlegt und damit über die Wirksamkeit der internationalen Vereinbarung mitentscheidet. Ist das die entscheidende Wende im Kampf gegen die Klimakrise? Um ehrlich zu sein: es sieht nicht so aus, die Politiker/innen agieren zu träge. Es ist viel zu wenig Mut im Spiel, von Aufbruchsstimmung keine Spur.
Beistand von Oben, Wandel hier unten
Ist jetzt Hoffnungslosigkeit angesagt? Moment – jetzt kommen wir als Kirche ins Spiel: Was uns Gläubige rund um den Globus auszeichnet ist doch, dass wir die Hoffnung nie aufgeben. Ich habe in Katowice etwas Entscheidendes gelernt. Nicht wir Menschen können alleine die Wende bewerkstelligen. Agata Wartak von der Global Catholic Climate Movement (GCCM) Polen formulierte es so: „Wenn wir Menschen glauben, dass wir das alleine schaffen können, dann irren wir uns. Ich bete und vertraue darauf, dass Gott einen entscheidenden Beitrag leistet. Er will, dass es uns gut geht und wir ein gutes Leben führen können. Wir als Klimaaktivist/innen werden müde, wenn wir denken, alles hängt von uns ab. Wenn wir beten können wir aber auf ein Eingreifen Gottes hoffen, auf ein Wunder also.“
In wenigen Tagen feiern wir, dass Gott Mensch geworden ist: Er legt die Welt in Kinderhände – Ein Flüchtlingskind, geboren in einer Krippe, kündet die große Veränderung. Wir sind seine Hände, seine Stimme – und die gilt es zu erheben. Beten, Kraft schöpfen, Welt verändern. Gehen wir es an. Unsere 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger, nehmen das wörtlich und zeigen uns was es heißt sich auf den Weg zu einer gerechten Welt zu machen.
Woher kommen unsere Rohstoffe? Vom Schiff. Zumindest endet dort nicht selten die Nachvollziehbarkeit der Herkunft vieler Rohstoffe, die zu uns nach Europa geliefert werden. Hier werden sie weiterverarbeitet und auch genutzt. Der größte Teil der Wertschöpfung passiert hier bei uns.
Die jahrzehntelange staubige Arbeit im Kohlebergwerk hat die Bergleute schwer lungenkrank gemacht. Lokale Partner/innen der Dreikönigsaktion unterstützen sie in ihrem rechtlichen Kampf um Entschädigung.
Vergiftete Umwelt, kranke Menschen
Doch was spielt sich auf der anderen Seite der Lieferkette ab, dort wo Rohstoffe im großen Stil abgebaut werden? Wer sich auf die Suche nach Antworten auf diese Frage begibt, stößt auf Geschichten wie jene der lungenkranken Ex-Kohlebergarbeiter aus Makuya in der südafrikanischen Provinz Limpopo. Aufgrund mangelnder Schutzvorkehrungen während der jahrelangen Arbeit unter intensiver Kohlestaubbelastung im Bergwerk wurden sie schwer lungenkrank, arbeitsunfähig und daraufhin meist ohne Entschädigung entlassen. Nachdem die Mine 2014 geschlossen wurde, kam nicht nur die lokale Wirtschaft zum Erliegen und hinterließ die Bevölkerung praktisch ohne Erwerbsmöglichkeiten, es schloss auch die örtliche Klinik, die kranken Bergarbeiter stehen also auch ohne lokale medizinische Versorgung da. Die Justice & Peace-Kommission der Katholischen Bischofskonferenz Südafrikas, eine Partnerorganisation der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, unterstützt die Ex-Kohlebergarbeiter derzeit in einer Sammelklage gegen die Kohleminenbetreiber, damit sie die ihnen zustehende Entschädigung für ihre arbeitsbedingte Krankheit erhalten.
Oder man stößt auf die Geschichte der informellen Siedlung MNS (benannt nach einem Minenunternehmen) in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga, deren Bewohner/innen ohne Trinkwasser, Strom, Klinik oder Schule auskommen müssen, während die Leitungen direkt an der Siedlung vorbei Wasser und Strom in die Kohlemine hineintransportieren und schwere LKWs die Kohle auf der direkt an der Siedlung vorbeiführenden Straße heraustransportieren. Was den Bewohner/innen bleibt, ist der intensive Staub, den die Arbeiten in der nahegelegenen Kohlemine und der Schwerverkehr aufwirbeln. Oder das Warten auf Trinkwasser, das alle zwei bis drei Wochen in die Wassertanks gefüllt wird. Oder der vergiftete, ungesicherte Krater von der stillgelegten Mine nebenan, aus dem sie schwermetallverseuchte Kohlereste zum Kochen vor den Wellblechhütten holen und der ihren Kindern als Spielplatz dient.
Warten auf Trinkwasser, das alle 2-3 Wochen in die Siedlung geliefert wird.
Geschichten wie jene der Bergarbeiter von Makuya oder der Siedlung MNS haben System und wiederholen sich überall auf der Welt. Für einzelne Betroffene erscheint es unmöglich, die Schuldigen an ihrer Misere zur Verantwortung zu ziehen. Global agierende Bergbaukonzerne sind ein schier übermächtiger Gegner. Unsere Partner/innen sind jedoch überzeugt: Nur wer sich zusammenschließt und geeint auftritt, hat eine reale Chance, zu seinem Recht zu kommen und mächtigen Wirtschaftsinteressen die Stirn zu bieten.
Krater einer stillgelegten Kohlemine direkt neben der Siedlung MNS
Vernetzung geschieht: Erstes Weltsozialforum zu Bergbau und Extraktivismus in Johannesburg, Südafrika
Aus diesem Grund trafen Mitte November 2018 etwa 300 Aktivist/innen aus vom Bergbau betroffenen Gemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 60 Ländern zum ersten Thematischen Sozialforum zu Bergbau und Extraktivismus in Johannesburg zusammen. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar hat das Forum mitorganisiert und war gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen, die betroffene Gemeinschaften in den Bergbauregionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vertreten oder diese unterstützen, vor Ort.
Die Geschichten von Makuya und MNS wiederholten sich auf dem Forum immer und immer wieder. Sie handeln zwar von verschiedenen Rohstoffen und die konkreten Rahmenbedingungen in Ländern Asiens, Afrikas oder Lateinamerikas mögen sich unterscheiden, doch die strukturellen Grundzüge, die der derzeitige weltweite Wettlauf um Rohstoffe hervorbringt, sind dieselben: Lokale Gemeinschaften, die keinerlei Mitspracherecht über Bergbau-Projekte haben, geschweige denn, davon nennenswert profitieren – das Gros der Wertschöpfung und die verarbeitende Industrie mit gut bezahlten Jobs entstehen anderswo. Menschen, die unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in Minen arbeiten, Menschen, die für neue Minenprojekte aus ihren Häusern vertrieben werden. Es kommt zu massiver Zerstörung der Umwelt, die lokale Bevölkerung leidet unter den hohen Gesundheitsbelastungen. Jene, die sich gegen die Projekte stellen, werden mit Gewalt eingeschüchtert.
Wenn die Geschichte von Frauen erzählt wird, kommen meist sexuelle Gewalt und Ausbeutung als Konstante hinzu. Sie berichten auch von der Situation der Kinder in betroffenen Gemeinschaften, denen nicht nur Zukunftsperspektiven geraubt werden. Auch im Hier und Jetzt leiden sie besonders unter den massiven Gesundheitsbelastungen durch Bergbauaktivitäten und sind den Gefahren ausgesetzt, die ungesicherte oder verlassene Minen häufig mit sich bringen.
Hauptprofiteure dieser Geschichten sind transnationale Bergbau- und Rohstoffunternehmen, die Gewinne mit Steuertricks aus den Ländern schleusen. Die wichtigste Erkenntnis des Forums ist, dass es sich bei den Fallbeispielen keineswegs um bedauerliche Einzelfälle handelt, sondern um strukturelle Auswirkungen eines menschenverachtenden Wirtschaftssystems, in dem Menschen einzig als Humankapital oder lästige Störenfriede und Natur als zu Geld machbare natürliche Ressource betrachtet werden.
Auf dieser Basis bot das Forum den notwendigen Raum, um eine breite internationale Bewegung ins Leben zu rufen, die sich den zerstörerischen Auswirkungen dieses ökonomischen Modells im Dienste weniger entgegenstellt und das „Recht, Nein zu sagen“ einfordert, das Recht der betroffenen Gemeinschaften, über ihr Schicksal, ihre Lebensgrundlagen zu entscheiden.
Ein wichtiger Schritt zur Einhaltung der Menschenrechte für jene, die durch den Bergbau zu Schaden kommen, ist die Einschränkung der Macht von transnationalen Konzernen. Dafür sind rechtlich bindende internationale Verträge – etwa das derzeit bei der UNO verhandelte Abkommen zur menschenrechtlichen Verantwortung (transnationaler) Unternehmen von zentraler Bedeutung. Gemeinsam mit anderen Organisationen setzt sich die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar seit Jahren dafür ein, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten ihre Blockadehaltung aufgeben und sich konstruktiv in den genannten UN-Prozess einbringen.
Auch dafür sind in den Tagen nach Weihnachten wieder 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger unterwegs: Damit die Menschenrechte 70 Jahre nach ihrem Beschluss für alle Menschen Wirklichkeit werden.
Im Anschluss an das Thematische Sozialforum in Johannesburg fuhr eine Gruppe aus Mitarbeiter/innen und Partner/innen der Dreikönigsaktion aus Kolumbien, Uganda und Südafrika in das aufstrebende Bergbaugebiet um Lephalale im Norden Südafrikas. Trusha Reddy von unserer südafrikanischen Partnerorganisation WoMin fasste die Eindrücke in einem Fotobericht zusammen.
Aus der Perspektive einer Sternsingerin kennt Charlotte die Dreikönigsaktion seit vielen Jahren. Aber was machen die dort eigentlich das ganze Jahr über, wenn Caspar, Melchior und Balthasar Pause haben? Für ihre Schulpraktischen Tage haben wir Charlotte eingeladen, sich ein Bild davon zu machen.
An meinem ersten Tag wurde ich zu aller erst mit zwei anderen neuen Mitarbeiter/innen im Büro herumgeführt. Wir gingen von Büro zu Büro und stellten uns vor. Danach begann es für mich eigentlich gleich mit den ‚Interviews‘. Zu allererst wurde mir von der Anwaltschaft erzählt, die mich dann auch am meisten faszinierte. Am Anfang dachte ich die Anwaltschaft hat irgendwas mit Rechteinhaltung und eben Anwälten zu tun, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Was viele ja nicht wissen ist, dass nicht das ganze gespendete Geld in die Projekte überläuft. Wenig bleibt auch in Österreich und da kommt man dann zur Anwaltschaft. Es geht eigentlich hauptsächlich darum, dass wir nicht nur helfen können, sondern auch unseren eigenen Lebensstil verändern müssen. Wir müssen also an uns selbst beginnen, nur die Hilfe Vorort reicht nicht.
Danach wurde mir von der Bildungsarbeit erzählt. In der es hauptsächlich darum geht Kontakt mit den Partnerorganisationen aufzunehmen (Kontakt von Mensch zu Mensch) und die besser kennen zu lernen. Auch organisiert sie die Reisen in und aus den Partnerländern. Die Reiseziele der Menschen sind Menschen. Für mich war der erste Arbeitstag somit abgeschlossen.
Am zweiten Tag gab es einen ‚Vortrag‘ über Sozial Media. Der fand eigentlich den ganzen Tag statt und ich durfte daneben sitzen und auch Fragen stellen. Auf jeden Fall war es sehr interessant und ich lernte auch die eine und die andere Sache.
Dann begann auch schon mein letzter Arbeitstag… Als erstes hatte ich mal wieder ein ‚Interview‘ in dem mir diesmal über die Projekte erzählt wurde. Zu allererst wurde mir mal erklärt wie die Teams aufgebaut wurden und was die Referenten machen. Dann was für Projekte es gibt und wie so ein Projekt überhaupt entsteht. Was ich daran auch sehr interessant fand, war der Fakt, dass die Partnerorganisationen Vorort die Ideen für die Projekte brachten und sich somit selber überlegen was und wie sie etwas in ihrem Land ändern wollen. Natürlich gibt es für jedes Land eine eigene ‚Strategie‘, aber die Projekte kommen von den Ländern selber. Über die Projekte könnte ich eigentlich noch Stunden lang schreiben.
Danach begann ich diesen Artikel hier zu schreiben und alle Informationen, die ich in den letzten Tag bekommen hatte, zusammenzufassen. Mein allerletztes ‚Interview‘ war mit der Jungschar. Ich gehe ja selber auch schon seit vielen Jahren in die Jungschar und bin mit ihr ja auch zum Sternsingen gekommen. Mir wurde das ganze System über der Pfarre heraus erklärt und auch noch viel über die Jungschar selber erzählt, was ich noch nicht wusste. Zum Beispiel, dass die eigentlichen Chefs der Chefs ehrenamtlich arbeiten. Danach war’s dann eigentlich schon aus…schade 🙂
Charlotte
Neugierig geworden? Auf www.dka.at gibt es mehr Infos zur Arbeit der Dreikönigsaktion während des Jahres und der Sternsingeraktion zum Nachlesen.