Paris Tag 2: Good COP, Bad COP?

Good #cop21?

Mein zweiter Tag in Paris war überschattet von der Ungewissheit über den Verhandlungsstatus im Konferenzzentrum. Es gibt verschiedene Berichte über kleinere Erfolge und Rückschritte. Ein kleiner Erfolg wäre die Anerkennung des wichtigen 1,5 °C Ziels, aber ohne konkrete Maßnahmen bringt auch dieses nichts. Rückschritte betreffen unter anderem folgende Punkte:

Menschenrechte werden kaum einen zentralen Teil im Vertragstext spielen. Die Wahrung von Menschenrechten ist besonders bei Großprojekten wie zB Staudämmen im Amazonasgebiet äußerst wichtig. Nicht jede Klimaschutzmaßnahme ist auch eine menschengerechte Maßnahme. Für Alternativen siehe Paris Tag 1. Mit dem Hashtag #stand4rights wird auf dieses Problem aufmerksam gemacht.

Darüber hinaus scheint die Anerkennung der historischen Schuld von Ländergruppen wie der EU und den USA im Text immer geringer zu werden. Eine Kollegin, die bereits an mehreren Konferenzen teilgenommen hat, beschreibt diese zwei Wochen als sehr anstrengend. Nicht nur weil bis spät in die Nacht verhandelt und diskutiert wird. Sondern auch, weil wir hier direkt für eine gerechte Welt innerhalb der staatlichen Verhandlungsräume kämpfen, unsere Ideale vertreten, und oft so wenig Gehör finden.

Dagegen sind die parallelen Veranstaltungen der Zivilgesellschaft voll mit Leben und Optimismus (obwohl das Abkommen trotzdem nicht dafür spricht):

Der Freitag begann mit einem Workshop zu „rethinking development“. Die Vertreterin von Focus on the Global South berichtete von ihrer Arbeit. Ihre Aufgabe ist es bestehende Alternativen zum neoliberal-wachstums-getriebenem Wirtschaftsmodell aufzuzeigen. So ermöglichen sie Führungspersonen von indigenen Gemeinschaften ihr Konzept von Buen Vivir in globalen UN-Diskussionen einzubringen. Zuletzt bei einem Forum der Welternährungsorganisation FAO: „The experts shut up, when the indigenous people presented their knowledge on fishing and farming.“

Anschließend wurde die Enzyklika Laudato Si‘ in einem interreligiösen Forum diskutiert. Narumon Piboonsittikun, Buddhistin aus Thailand, sprach davon, dass Glaube und Ökologie nicht getrennt werden können. Cécile Renouard zitierte Papst Franziskus, der ähnliches anspricht: gut leben in Anerkennung der globalen Limits unseres gemeinsamen Hauses, Gottes Schöpfung. Ivo Poletto vom Klimagerechtigkeitsforum Brasilien bezog sich auf seine Arbeit mit Gemeinschaften im Amazonasgebiet: Die Verbindung des menschlichen Lebens ist untrennbar mit der Erde verbunden. Daraus entsteht eine grundlegende Harmonie ohne ausbeuterische Gier. Diese Gier nach mehr und immer mehr sollte die UN-Klimakonferenz durchbrechen. Das wäre die Erwartung der Afrikanischen Bischofskonferenz, stellate Erzbischof Gabriel Anokye aus Ghana klar.

Der Pariser Gipfel wird unsere Erwartungen nicht erfüllen. Wir machen trotzdem weiter. Klimagerechtigkeit kann nicht mit einem Gipfel erkämpft werden. Außerdem zeigen alle Veranstaltungen das Potenzial unserer weltweiten Aktionsgemeinschaft!

Ich schließe den Tag ab im Zentrum 104 (Das Foto oben ist von dort). Der zentrale Veranstaltungsort für alle Aktivisten/innen. Die Stimmung ist unglaublich. Alle sind bereit für den Aktionstag #d12 der nun gleich startet. Schilder werden gemalt, Nummern und Treffpunkte ausgetauscht. Ich mache mich nun auf den Weg. Fotos und Berichte über die Aktionen sind auf Twitter zu finden (@myskodil). Am Abend wird das finale Ergebnis der #COP21 besprochen. Eine Einschätzung folgt in den nächsten Tagen. Watch this space!

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