Im Rahmen seiner Brasilienreise trafen Militärbischof Freistetter und eine Delegation der Dreikönigsaktion in Belo Horizonte u.a. mit Erzbischof Walmor Oliviera de Azevedo sowie Weihbischof Vicente des Paula Ferreira zusammen.

„Tief beeindruckt“ zeigte sich Militärbischof Werner Freistetter nach den ersten Tagen seines Besuchs in Brasiliens. „Wenn man aus Österreich in ein Land wie Brasilien, mit über 200 Millionen Einwohnern und 125 Millionen Katholiken kommt, verschieben sich manche Perspektiven schnell“. Es sei beeindruckend zu sehen, mit welcher Lebensfreude und positiver Einstellungen viele Menschen hier ihr oftmals schwieriges Leben meistern. Aber auch das Leid, die Ungerechtigkeit und die Ohnmacht sei besonders an den Orten der Schlammkatastrophe sehr spürbar, so der Militärbischof, der sich derzeit mit einer Delegation der Dreikönigsaktion zu einem Lokalaugenschein in Belo Horizonte im Südwesten des Landes aufhält. In dieser Region kam es im Jahr 2015 und erneut im Frühjahr 2019 zu Dammbrüchen und Schlammlawinen. Der giftige Schlamm begrub in Folge Häuser, Kirchen und ganze Dörfer unter sich und forderte hunderte Todesopfer. Freistetter ist innerhalb der österreichischen Bischofskonferenz Referatsbischof für Mission und Entwicklung und dabei u.a. auch für die Dreikönigsaktion zuständig.

Besuche bei Obdachlosen- und Müllsammlerkooperativen
In den ersten Tagen standen Besuche bei Müllsammler- und Obdachloseninitiativen, die Teilnahme an einem Workshop an der katholischen Universität in Belo Horizonte sowie ein treffen mit Erzbischof Walmor Oliviera de Azevedo und Weihbischof Vicente des Paula Ferreira auf dem Programm. Thematisch ging es bei dem Treffen um die Situation der Kirche in Brasilien aber im Besonderen auch um die ökologischen Bedrohungen, denen Brasilien ausgesetzt ist. „Die Umweltfrage, aber auch die Frage welche Rolle die Frauen in der Kirche haben sollen, gehört zu den drängendsten Fragen unserer Zeit“, berichtete Erzbischof Walmor Oliviera de Azevedo von den Erfahrungen seiner Teilnahme an der Amazonien-Synode in Rom. „Wenn wir nicht jetzt handeln, ist es für immer zu spät“, so der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) ist.
Weihbischof Vicente des Paula Ferreira ist für das Gebiet Brumadinho und Mariana zuständig. Die Kirche habe hier eine besondere Rolle und versuche durch psychologische und seelsorgliche Arbeit den Menschen zu helfen und sie in ihrem Leid nicht allein zu lassen, berichtete der Weihbischof.
Fehlende psychosoziale Betreuung
Bei einem Lokalaugenschein in Brumadinho, wo im Jänner dieses Jahr ein Dammbruch über 220 Menschen tötete und eine Schneise der Verwüstung hinterließ konnte sich Freistetter einen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe machen. „Besonders die Berichte und Geschichten der direkt Betroffenen haben mich sehr bewegt“, so der Bischof, „hier fehlt es an allem, die Betroffenen aber auch die Helfer werden allein gelassen und ihrem Schicksal überlassen“. Besonders auch die fehlende psychosoziale Aufarbeitung mache sich bemerkbar, „viele der Anwohner sind noch immer schwer traumatisiert von dem Geschehenen“, so Freistetter.
Die kommenden Tage führen Militärbischof Freistetter nach Ouro Preto, wo er an einem universitären Workshop teilnehmen wird und Mariana, dem zweiten von einem Dammbruch betroffenen Ort. Bevor der Bischof wieder zurück nach Wien reist, steht in der Landeshauptstadt Brasilia noch ein Treffen mit dem Sekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz, Bischof Joel Portella an.
Der Text wurde uns freundlicherweise von Till.Schoenwaelder@mildioz.at zur Verfügung gestellt.